Bislang erweckte es nicht den Eindruck, als ob der bevorstehende Börsengang von Saudi Aramco allzu viele Investoren hinter dem Ofen hervorlocken würde. Sie erinnern sich?

Mittels eines IPOs des staatlich-saudischen Erdölriesen beabsichtigt sich das Königshaus jene zig Milliarden zu verschaffen, die in der Zukunft in einen Umbau der heimischen Wirtschaft gesteckt werden sollen.

Dieser Umbau mit dem Ziel einer zukünftig weniger großen Abhängigkeit vom Erdölgeschäft dürfte nach meinen Erwartungen ganz nach dem Vorbild der Vereinigten Arabischen Emirate ablaufen.

Interesse aus China

Seit einigen Wochen ist eine ganze Menge Bewegung in den geplanten Börsengang von Saudi Aramco gekommen, nachdem sich Chinas Erdölriesen direkt an das Aramco-Management gewandt haben. Einmal mehr wedelt China mit seinem Scheckbuch, den Saudis anbietend, bis zu 5% an Saudi Aramco noch vor dessen geplanten Börsengang direkt zu übernehmen.

In Saudi-Arabien dürfte dieses Angebot wahrlich nicht auf taube Ohren stoßen, würde dem Königreich auf diese Weise doch ein Mehr an Flexibilität im Hinblick auf die sich bietenden Optionen, auf welche Weise die zu emittierenden Aktien gestreut werden sollen, garantiert.

Die beiden chinesischen Erdölriesen in Staatsbesitz, namentlich Petro China und Sinopec, haben sich laut Industriequellen in den letzten Wochen direkt an das Aramco-Management gewandt, um ihr Interesse an einem Deal zu bekunden.

Stärker, als es den USA lieb sein dürfte

Wer hinter die Kulissen blickt, erkennt, dass die Pekinger Staatsregierung im Hintergrund die Fäden zu ziehen scheint. Denn neben den beiden staatlichen Ölkonzernen Petro China und Sinopec wäre auch der staatliche Vermögensfonds Chinas in dieses potenzielle Geschäft involviert.

Erst kürzlich hatte ich darüber berichtet, dass sich Saudi-Arabien in der Zukunft stärker in Richtung China ausrichten könnte, als es den USA lieb sein dürfte. Interessant an dem Angebot der Chinesen ist, dass der saudische Kronprinz bin Salman im vergangenen Jahr mitgeteilt hatte, 5% an Aramco im Jahr 2018 an die Börse bringen zu wollen.

Würden alle zu emittierenden Aktien platziert, flössen rund $100 Milliarden in die Kassen der Saudis. Ließe sich eine solche Kapitalsumme für 5% der Anteile an Saudi Aramco mit Hilfe eines Börsengangs tatsächlich realisieren, wäre Aramco mit insgesamt $2 Billionen bewertet.

Was ist jetzt interessant an dem chinesischen Angebot? Nun, sollten sich die Chinesen diesen Anteil von 5% an Aramco in Gänze unter den Nagel reißen wollen, müssten die Saudis gar keinen Börsengang mehr in Erwägung ziehen. Seitens Ölexperten heißt es, dass China seinen enormen Ölbedarf im Zuge dieses Geschäfts abzusichern beabsichtige.

Kritik aus der Heimat

Ähnliche Töne ließen sich bereits im Hinblick auf die massiv zunehmenden Geschäfte mit Russland vernehmen, nicht wahr?! Wie dem auch sei, seit dem Bekanntwerden der Pläne des saudischen Königshauses ist eine ganze Menge Kritik an diesem Vorhaben in der Heimat laut geworden.

Die Kritiker werfen dem saudischen Königshaus vor, damit zu beginnen, die Kronjuwelen des Landes zu verscherbeln. Und dies ausgerechnet zu einem Zeitpunkt enormer Budgetprobleme und einem zu niedrigen Ölpreis. Der geplante Börsengang von Aramco wurde zeitlich bereits verschoben, da es auch auf höchster Managementebene Aramcos zurzeit krachen muss.

Auch dort werden die Pläne von Kronprinz bin Salman nicht überall gut geheißen. Kritiker werfen bin Salman vor, einen Teil Saudi Aramcos in Zeiten niedriger Ölpreise zu billig an hauptsächlich ausländische Investoren verkaufen zu wollen. Das chinesische Angebot dürfte dem Königshaus aus diesem Grunde gerade recht kommen.

Laut Industrieinsidern sei man in Riad sehr an einem Abschluss des durch Chinas staatliche Konzerne offerierten Geschäfts interessiert. China ist mittlerweile zum weltweit größten Abnehmer von saudischem Erdöl avanciert. Warum also nicht den größten Abnehmer auch gleichzeitig zum größten ausländischen Anteilseigner an Aramco machen? 

Japan, Südkorea und Russland ebenfalls auf der Lauer

Wie die Nachrichtenagentur Reuters am vergangenen Freitag berichtete, erwäge Saudi Aramco in diesem Zuge eine Privatplatzierung von Aktien an das chinesische Konsortium, womit sich der geplante Börsengang von Aramco bis spät ins Jahr 2018 verschieben könnte – wenn er denn überhaupt noch käme.

Und dafür gibt es plötzlich noch weitere gute Gründe. Denn nach dem Bekanntwerden des chinesischen Kaufinteresses erweisen sich laut Industriequellen nunmehr wohl auch die Staats- und Vermögensfonds von Japan, Südkorea und Russland an einer Übernahme von Anteilen an Aramco interessiert.

Ein Deal mit den Chinesen dürfte für die Saudis allerdings Vorfahrt haben, da eine zukünftige Wirtschaftskooperation zwischen China und Saudi-Arabien über eine Anteilseignerschaft der Chinesen an Aramco hinausgehen dürfte. Vielmehr schielen die Saudis bereits auf einen reziproken Schritt saudischer Unternehmen, die sich daran interessiert zeigen, in chinesische Raffineriebetriebe zu investieren.

Saudi-Arabien könnte sich auf diese Weise die Pole Position von Russland zurückholen, das die Saudis in letzter Zeit als Hauptöllieferanten Chinas vom Thron verdrängt hatte. Laut des saudischen Energieministers al-Falih befinde sich ein Geschäftsabschluss mit Petro China mit dem Ziel, saudische Investitionen in eine Ölraffinerie in der Provinz Yunnan zu tätigen, auf der Zielgeraden.

In den USA wird man momentan gewiss mit Argusaugen darauf blicken, was für eine Art von neuen Kooperationen und Geschäftsabschlüssen sich zwischen China und Saudi-Arabien anbahnen. Frage aller Fragen ist, was man in den Vereinigten Staaten dagegen zu setzen hat? Geben Sie sich auf diese Frage eine eigene Antwort, werte Leser.

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